Der Bewerber, der nicht existiert

Das schließt sich aus

Einleitung

Ich weiß nicht mehr, mit wie vielen Bewerbern ich inzwischen gesprochen habe. So unterschiedlich diese Bewerber auch waren, gibt es jedoch 2 Arten von Bewerbern, die ich bisher nicht gefunden habe. Zudem bin ich mir sicher, dass ich diese auch niemals finden werde. Welche Bewerber das sind, darauf werde ich in diesem Blogbeitrag eingehen.

Erfahrung wächst auf Bäumen

Das ist zumindest mein Eindruck, wenn mir mal wieder ein Fall von Altersdiskriminierung über den Schreibtisch läuft. Wer jetzt abwinken möchte, die Altersdiskriminierung ist Realität. Ich führe inzwischen Telefonate, die von Seiten des Bewerbers so begonnen werden:
„Ich bin inzwischen 55 Jahre alt, wenn das ein Problem ist, können wir uns die Zeit sparen.“

Das macht mich wütend, traurig und fassungslos. Den Bewerber, der mit Anfang 30 bereits 40 Jahre Berufserfahrung mitbringt, werden wir nicht finden. Da dieser Bewerber schlicht nicht existiert. Was mich besonders stört, ist nicht nur in Berufen, die körperliche Leistungsfähigkeit voraussetzen. Auch in Jobs, die zu 100 % im Homeoffice erledigt werden können, von jemandem, der mit einem Rollstuhl an den Schreibtisch fährt, ist das an der Tagesordnung. Das meine ich im Übrigen nicht despektierlich, sondern ich möchte die Ist-Situation darstellen.

Der Fachkräftemangel könnte auf einen Schlag massiv eingedämmt werden, wenn wir in Bewerbern ab 50 keine Last oder einen Notnagel, sondern die Wahrheit sehen würden. Loyale Arbeitnehmer, die ihre Erfahrung einbringen und vor der Rente nicht noch 5-mal den Arbeitgeber wechseln möchten. Nutzen Sie diese Chance. Loyale Mitarbeiter werden sie nicht finden.

Ich arbeite ohne Bezahlung

Der zweite Typ Bewerber, den wohl alle Unternehmen verzweifelt suchen und nicht finden, ist der ohne Gehaltswunsch. Auch wenn das so manchem Arbeitgeber jetzt die Laune verdirbt. Niemand arbeitet aus Langeweile. Jeder Arbeitnehmer in Deutschland geht unter anderem arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Ein angemessenes Einkommen ist kein nice-von-have, sondern unabdingbar. Um es deutlicher auszudrücken, wenn das Einkommen nicht passt, wird der Rest ebenfalls nicht passen.

Wenn ich mir ansehe, für welches Gehalt aktuell Menschen in diesem Land arbeiten, dann wundert es mich, dass sie morgens überhaupt noch aufstehen. Wenn Sie einen Bewerber für Ihr Unternehmen begeistern wollen, ist das Gehalt einer der Punkte, der hier mitentscheidend ist.

Das Gehaltstransparenzgesetz, das dazu verpflichtet, eine Gehaltsangabe in die Stellenausschreibung zu setzen, kommt im nächsten Jahr. Das schon mal als Anmerkung.

Fazit

Realitätsfern auf die Suche nach Bewerbern zu gehen, bringt kein Unternehmen weiter. Es geht mir heute nicht um Vorstellungen, die eventuell trotzdem erfüllt werden könnten. Beim Alter und der Bezahlung jedoch, da könnte der Bezug zur Realität so manche Möglichkeit erschaffen, tatsächlich neue Mitarbeiter zu finden.

Mit dem Wunsch nach realen Vorstellungen im Recruiting verbleibe ich mit besten Grüßen!

Ihr

Christian Milerski