Ihr verlangt den zweiten Schritt vor dem ersten
Einleitung
In ein paar Wochen ist es wieder so weit. Am 01.08.2025 oder am 01.09.2025 werden viele junge Menschen in diesem Land ihre Ausbildung beginnen. Jetzt hätte ein Unternehmen, sofern es die vorgesehenen Ausbildungsplätze tatsächlich besetzen konnte, die Chance, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Warum diese Chance oftmals nicht genutzt wird und was sonst noch schiefläuft, beleuchte ich in diesem Blogbeitrag.
Das überholte Denken von früher
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“
Diese Aussage haben wir wohl alle schon mal gehört. Und ich stimme dem teilweise sogar zu. Ein Auszubildender steht am Anfang seiner beruflichen Laufbahn. Um meinen ehemaligen Chef zu zitieren:
„Du bist nicht hier, weil Du alles weißt, sondern weil Du es lernen sollst!“
Und ja, ich als inzwischen Facharbeiter mit einigen Jahren Berufserfahrung erwarte von den Auszubildenden mir gegenüber einen gewissen Respekt. Dass ich den auch von meinem Vorgesetzten / Chef verlange, möchte ich am Rande erwähnen, wird jedoch Thema für einen anderen Blogbeitrag.
Respekt und Wertschätzung sind die Grundlage für jede Beziehung, egal welcher Art. Fehlt es daran, dann fehlt die Grundlage. Und ohne diese Grundlage kann keine Beziehung funktionieren. Ich verstehe auch, dass es in jedem Unternehmen eine gewisse Hierarchie gibt. Der Chef steht auf einer anderen Stufe als der Abteilungsleiter. Der altgediente Geselle auf einer anderen Stufe als derjenige, der gerade die Prüfung erfolgreich abgelegt hat. Das war so, das ist so, und das wird immer so sein.
Es gibt jedoch eine Sache, die ich allen Menschen mitgeben möchte, die glauben, das Recht zu haben, einen Auszubildenden als Mitarbeiter 3. Klasse behandeln zu können. Rein aus der Tatsache, dass es sich um einen Azubi handelt.
ICH WÜNSCHE MIR, DASS IHR VOM BLITZ GETROFFEN WERDET!
Es kann nicht sein, dass immer noch Personen davon ausgehen, sie hätten das Recht, einen Azubi zu schikanieren. Einfach nur, weil man das immer schon so gemacht hat. Alle, die solch einen Blödsinn von sich geben, haben nicht mal im Ansatz eine Ahnung, was Mobbing so anrichten kann.
Fangt endlich an, Auszubildende als das zu behandeln, was sie sind. Wertvolle Mitglieder des Teams, die noch nicht alles wissen. Was einfach der Sache geschuldet ist, dass es sich um Azubis, und eben nicht um Facharbeiter handelt.
Niemand hat es verdient, aufgrund seiner Anstellung schikaniert oder sogar gemobbt zu werden. Und alle, die jetzt mit Sprüchen wie:
„Das hat uns auch nicht geschadet“
um die Ecke kommen, spart Euch Eure Kommentare einfach.
Veni, Vidi, Violini / Ich kam, sah und vergeigte
Wir haben zu wenig Fachkräfte. Zusätzlich haben wir auch zu wenig Auszubildende. Wenn dann tatsächlich ein Auszubildender gefunden wird, hätte man mittelfristig die Chance, dem Fachkräftemangel ein Stück weit entgegenzuwirken. Stattdessen gehört das oben genannte Verhalten immer noch zum Alltag von vielen Azubis. Das weiß ich nicht aus irgendwelchen Statistiken, sondern aus der Praxis. Regelmäßig habe ich im Recruiting Bewerber am Telefon, die kurz vor ihrer Abschlussprüfung stehen, und sagen, sie halten es dort nicht mehr aus.
Wer Azubis nicht wie ein Teammitglied behandelt, vergrault diese schneller, als man nach der Ausbildung das Wort „Übernahme“ rufen kann.
Fazit
Kein Auszubildender hat es verdient, schlecht behandelt zu werden. Gut, das hat niemand verdient. Leider muss man auch im Jahr 2025 bei Azubis immer noch explizit darauf hinweisen.
Wer das nicht verstehen kann oder will, hat es nicht verdient, durch Azubis das Team zu vergrößern.
Ich bin in diesem Blogbeitrag sehr direkt geworden. Eventuell wird der ein oder andere sagen, ich hätte mich im Ton vergriffen. Jedoch spreche ich auch hier aus eigener Erfahrung. Ich habe sie selbst kennengelernt. Die „Arbeitskollegen“, die Spaß daran haben, Azubis zu schikanieren.
Mit dem Wunsch, dass hier das längst überfällige Umdenken einsetzt, verbleibe ich mit besten Grüßen
Ihr
Christian Milerski