Wer bildet die Azubis aus

Wird man Älter oder besser

Einleitung

Es gibt Dinge, die ich nie verstehen werde. Und das, obwohl ich behaupte, ein wissbegieriger Mensch zu sein. Altersdiskriminierung im Arbeitsmarkt zum Beispiel.

Warum das Problem definitiv existiert und sehr zügig verschwinden sollte, beleuchte ich in diesem Blogbeitrag. Vorteile bringt das ganze nämlich definitiv nicht.

Damit gehe ich ins Fernsehen

Wenn irgendwann Wetten, dass zurückkommt, dann bewerbe ich mich. Ich wette, dass ich es schaffe, innerhalb der ersten 5 Minuten im Telefonat mit einem Bewerber herauszufinden, ob dieser Bewerber über oder unter 50 ist. Ohne nach dem Alter, der Anzahl an Berufsjahren oder sonstigen Daten zu fragen, die diese Sache sofort klarstellen würde.

Ich habe im Recruiting regelmäßig Bewerber am Telefon, die über 50 Jahre alt sind. Und bei sehr vielen von diesen schwingt unterbewusst die Angst mit, dass ich sie aufgrund des Alters aussortiere. Dass ich das nicht tun werde, weiß mein Gegenüber in dem Moment nicht. Die meisten von Ihnen haben bereits mehrfach negative Erfahrung sammeln müssen.

Die Frage ist lediglich, warum werden diese Bewerber aufgrund des Alters abgelehnt? Erfahrung wächst nun einmal nicht auf Bäumen. Einen 30-jährigen Bewerber mit 45 Jahren Berufserfahrung wird kein Unternehmen finden. Das Argument, dass diese Bewerber öfter krank sind, lasse ich ebenfalls nicht gelten. Ich kenne 30-Jährige, die bereits mehr Krankentage haben als andere nach mehreren Dekaden im Beruf.

Zusätzlich möchte ich anmerken, dass jemand, der gerade 57 Jahre alt ist, immer noch ca. 10 Jahre Berufsleben vor sich hat. 10 Jahre, in der ein Unternehmen von einer Expertise profitieren würde, die teilweise über Dekaden aufgebaut wurde.

Stattdessen lässt man diese Erfahrung vor der Tür stehen, aufgrund von nicht haltbaren Vorurteilen. Es soll jetzt auch gar nicht darum gehen, jemanden in fortgeschrittenem Alter in einen Job zu stecken, der mit maximal körperlicher Anstrengung einhergeht. Jedoch, und das ist das erschreckende, die Diskriminierung im Alter kennt keine Grenzen. Selbst bei Positionen, und das meine ich nicht despektierlich, sondern verdeutlichend, jemand im Rollstuhl an den Schreibtisch fahren oder sogar aus dem Homeoffice arbeiten könnte, werden diese Bewerber abgelehnt.

Der Fachkräftemangel scheint nicht zu existieren

Ich bin mir sicher, dass bei der Überschrift zu diesem Absatz jetzt ein Protest losbricht. Jedoch bin ich davon überzeugt, dass der Fachkräftemangel nicht existiert. Oder zumindest nicht so groß ist wie dargestellt. Denn sonst würden Bewerber nicht aufgrund des Alters aussortiert. Und ja, da steht aussortiert, nicht abgelehnt.

Ich kenne genügend Mitarbeiter ab 50, die ein wertvoller Teil des Unternehmens sind. Mit einigen von Ihnen arbeite ich tagtäglich zusammen. Wenn ich mir vorstelle, dass sie nicht mehr da sind, machte mich das aus zwei Gründen wirklich traurig.

Grund Nummer eins, es sind einfach tolle Menschen, mit denen ich sehr gerne zusammenarbeite. Grund Nummer zwei ist die Expertise, die diese Mitarbeiter sich im Laufe der Jahre angeeignet haben. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt wiederhole. Erfahrung wächst nun einmal nicht auf Bäumen. Diese muss jeder selbst machen.

Wer soll es machen

Die Frage ist Ihnen zu allgemein gehalten? OK, dann etwas präziser. Wer soll den Azubis, also den Facharbeitern von morgen etwas beibringen? Wenn die Mitarbeiter mit Erfahrung nicht mehr vorhanden sind, wird das schwierig bis unmöglich.

Die jüngeren lernen von den älteren. Zumindest in den meisten Fällen. Das gerade in Zeiten der Digitalisierung die älteren von den jüngeren lernen ist nicht Teil dieses Blogbeitrages.

Wenn irgendwann nur noch Jüngere vorhanden sind, ist kein Wissen mehr vorhanden, welches weitergegeben werden kann. Oder zumindest deutlich weniger und unterhalb von dem Niveau, das notwendig wäre.

Es sind also schlicht alle Altersgruppen im Berufsleben notwendig. Zumindest, wenn nicht auf Halbwissen weiteres Halbwissen aufgebaut werden soll.

Fazit

Ein Unternehmen, dass auch in Zukunft noch Fachkräfte möchte, wird nicht umhinkommen, ebenfalls ältere Mitarbeiter zu beschäftigen. Diese bringen eine umfangreiche Expertise und auch eine massive Leistungsbereitschaft mit. Ausnahmen bestätigen die Regel, wobei es auch 20-Jährige gibt, die nichts leisten möchten.

Mit dem Wunsch, eine gewisse Begeisterung für Bewerber ab 50 wecken zu können, verbleibe ich mit besten Grüßen

Ihr
Christian Milerski