DAS MACHT ZWAR KEINEN SINN, JEDOCH WENIGER ARBEIT.

IRGENDWIE WILL KEINER MEHR LEISTUNG BRINGEN

EINLEITUNG

Ich bin absolut kein Freund von Schubladendenken, denn das hat noch nie etwas Gutes hervorgebracht. Und doch wird das ganze immer noch angewendet. Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach die Einfachheit. Wenn ich alle Beteiligten in eine Schublade stecke, dann brauche ich selbst weniger Arbeit, um meine Ziele und Bestrebungen anzugehen.

Bestimmt haben sie den Vorschlag aus der Führungsebene eines großen deutschen Konzerns mitbekommen, dass die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag wegfallen soll.

Das wäre notwendig, um die Wirtschaft zu stärken und die Arbeitgeber zu entlasten.

Warum diese Idee nicht einfach nur schlecht, sondern respektlos ist, beleuchte ich in diesem Blogbeitrag.

DIE SOLLEN SICH NICHT SO ANSTELLEN

Ich habe mir das Ganze in den letzten Tagen sehr intensiv durch den Kopf gehen lassen. Und ja, ich kann sogar aus Arbeitgebersicht im ersten Moment diesen Vorschlag verstehen. Denn dadurch würde tatsächlich die finanzielle Belastung der Unternehmen zurückgehen. Laut Statistik ist wohl jeder deutsche Arbeitnehmer im Durchschnitt 20 Tage im Jahr krank. Bei rund 49 Millionen Erwerbstätigen kommt da schon ein massives Einsparpotenzial zusammen.

Und ja, es gibt definitiv Arbeitnehmer, die sich mangels Motivation krankmelden, also „Blaumachen“. Das möchte ich gar nicht schönreden und wahrscheinlich kennt fast jeder so jemanden. Eventuell bereits bei einem Blick in den Spiegel. Wobei ich mir sicher bin, dass so jemand nicht meinen Blog liest, jedoch ist das ein anderes Thema. Das Ganze ist maximal verwerflich, da es, wie bereits erwähnt, massive Kosten für den Arbeitgeber verursacht. Zusätzlich belastet es die anderen Mitarbeiter, die nun durch mehr Aufwand die Arbeit des kranken Mitarbeiters erledigen müssen.

Da ist die Idee, diese „Schmarotzer“ zu bestrafen, naheliegend und ergibt sogar Sinn. Jedoch ist das ganze viel zu kurz gedacht. Das große Problem ist, dass zusätzlich jeder bestraft wird, der wirklich krank ist. Somit kommt neben der Problematik, dass ich arbeitsunfähig bin auch noch die finanzielle Einbuße zu tragen.

Ein dahin gebelltes: „Die sollen sich nicht so anstellen!“ Bringt auch niemanden weiter. Es darf nicht passieren, dass die ehrlichen und in diesem Fall wirklich kranken Mitarbeiter für das Verhalten von ein paar wenigen bestraft werden.

RESPEKT IST KEINE EINBAHNSTRAßE

Solch ein Verhalten oder auch eine Idee, das kollektiv zu bestrafen ist maximal respektlos. Ja, die Arbeitgeber beschäftigen die Arbeitnehmer, bezahlen deren Gehälter, halten die Wirtschaft am Laufen und fordern dafür Respekt und Anerkennung. Das verstehe und unterstütze ich. Wer etwas zum Wohl der Gemeinschaft beiträgt, hat dafür Respekt und Anerkennung verdient.

Jedoch ist Respekt und Wertschätzung keine Einbahnstraße. Eine Beziehung, egal welcher Art, kann ausschließlich mit gegenseitigem Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe funktionieren. In dem Moment, wo ein Arbeitgeber, oder auch mehrere, alle Mitarbeiter in eine Schublade steckt, fällt dieser Respekt auf einer Seite weg. Und damit ist eine gute und funktionierende Fortführung der Beziehung nicht möglich. Das Ganze wird auf Misstrauen aufgebaut und selbst wenn das ganze fortgeführt wird, bleibt das Ergebnis weit unter den Möglichkeiten.

WAS BENÖTIGT ES STATTDESSEN

Als sehr optimistischer und lösungsorientierter Mensch fokussiere ich mich jedoch nicht auf die Sackgassen, sondern auf die richtigen Wege und Möglichkeiten.

Da stellt sich als Erstes die Frage, warum macht jemand überhaupt Blau. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass diese Person in einem Job feststeckt, der so gar nicht passt. Die Arbeit macht regelrecht unglücklich. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Eventuell möchte man etwas ganz anderes machen, hat jedoch auf den Rat der Eltern gehört und die Berufswahl ging nach hinten los. Eventuell sind auch die gewünschten Aufstiegsmöglichkeiten nicht vorhanden oder die Führungskräfte sind einfach ausgedrückt, schlecht in Ihrem Job. Eventuell besteht auch die Problematik von Mobbing am Arbeitsplatz. Spätestens dann ist Handeln angesagt.

Die Liste ist selbstverständlich nicht vollzählig und darf gerne erweitert werden. Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist die Tatsache, dass die Gründe für „Blaumachen“ sehr vielfältig sein können.

Der Ansatz, der meiner Meinung nach mittel- und langfristig der deutlich bessere ist, wäre die Bekämpfung der Ursachen und nicht der Symptome. Nehmen wir noch einmal das Beispiel Mobbing, eventuell durch eine Führungskraft. Irgendwann wird der betreffende Mitarbeiter nicht mehr einfach nur durch eine Krankmeldung von der Arbeit fernbleiben, sondern die Kündigung einreichen. Dann wird die Stelle also wieder ausgeschrieben und der Recruiting Prozess wird gestartet. Das Ganze ist mit einem massiven zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Es dauert teilweise Monate, bis die Stelle neu besetzt werden kann.

Das einzige Problem, die mobbende Führungskraft ist immer noch da. Bedeutet, die Wahrscheinlichkeit, dass der neu gefundene Mitarbeiter sehr schnell wieder das Weite sucht, ist ausgesprochen groß. Und damit beginnt der Kreislauf aus Recruiting, Anstellung und Kündigung wieder von vorne.

Sinnvoller und nachhaltiger wäre es, das Problem zu bekämpfen. Und bevor jetzt ein Aufschrei losgeht, ich weiß selbst, dass der Aufwand dafür deutlich größer ist. Zumindest im ersten Moment. Denn vereinfacht ausgedrückt gibt es in diesem Beispiel 2 Möglichkeiten:

  1. Die Stelle wird immer und immer wieder neu besetzt.

     2. Die mobbende Führungskraft wird entfernt und dadurch die Fluktuation gesenkt.

Ich werde Ihnen die Entscheidung für eine der beiden Möglichkeiten nicht abnehmen. Das kann und möchte ich nicht. Sie können sich jedoch selbst überlegen und ausrechnen, welche der beiden Varianten langfristig gesehen die bessere ist.

Anmerkung von jemandem, der keine Führungskraft ist, Mobbing akzeptiere ich nicht.

HIER FÜHLE ICH MICH WOHL

Es führt langfristig gesehen kein Weg daran vorbei, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Ein Umfeld zu kreieren, in dem Arbeitnehmer gerne tätig sind. Eine Arbeit, die den entsprechenden Fähigkeiten entspricht.

Also auch entsprechende Führungskräfte, die über die entsprechenden Soft Skills verfügen und wirklich gute Führungskräfte sind. Gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Eine Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die auf einer soliden Basis steht.

FAZIT

Es ist nachvollziehbar, dass Arbeitgeber eine Lösung für auftretende Probleme möchten. Am besten auch noch schnell und einfach umsetzbar. In dem Moment, in dem diese Lösung jedoch die falschen benachteiligt, geht das Ganze in die völlig falsche Richtung.

Ich gehe sogar so weit, um beim Beispiel mit dem Blaumachen zu bleiben, es wird ausschließlich die falschen treffen. Derjenige, der tatsächlich blaumacht, wird höchstwahrscheinlich nicht unbedingt auf sein volles Einkommen angewiesen sein. Es wird der betreffenden Person nicht gefallen, dass weniger Lohn überwiesen wird, jedoch wird es einfach akzeptiert.

Auf der anderen Seite gibt es dann denjenigen, der auf sein volles Gehalt angewiesen ist. Der Familienvater wird sich im Zweifel dann krank zur Arbeit schleppen, seinen Zustand verschlechtern und die Kollegen auch noch anstecken.

Es führt also kein Weg daran vorbei, die Ursachen zu bekämpfen und damit aufzuhören, an den Symptomen zu arbeiten. Das führt langfristig zu einer nachhaltigen Lösung und damit gewinnen alle.