WAS HABE ICH MIT DER ARBEIT VON ANDEREN ZU TUN
EINLEITUNG
Vor ein paar Tagen durfte ich eine Keynote halten. Es ging darin unter anderem um das Thema Sinnfrage bei der eigenen Arbeit. Und dass, sofern die Beantwortung der Sinnfrage ausbleibt, eine andauernde intrinsische Motivation der Belegschaft nicht möglich ist. In einer anschließenden Diskussion wurde von einer Zuhörerin, die in einem Pflegeberuf arbeitet, geäußert: „Es geht nicht nur mit der Sinnfrage, wir haben massive Probleme unsere Stellen zu besetzen. Obwohl die Sinnfrage eindeutig geklärt ist“.
In diesem Blogbeitrag möchte ich einmal auf die gesellschaftliche Verantwortung eingehen.
DIE SINNFRAGE ALS GRUNDLAGE DER INTRINSISCHEN MOTIVATION
Ich bin davon überzeugt, dass eine langfristige intrinsische Motivation nur dann möglich ist, wenn wir einen Sinn darin sehen, was wir tun. Darüber habe ich bereits in meinem letzten Blogbeitrag geschrieben: WAS BRINGT UNS DAZU, MORGENS AUFZUSTEHEN?
Und auch wenn der Titel dieses Blogeintrags etwas anderes vermuten lässt, ich bleibe dabei. Wenn wir in unseren täglichen Aufgaben keinen Sinn sehen, dann werden wir nicht langfristig motiviert bleiben. Und dabei ist es egal, ob wir über den Beruf oder ein Hobby sprechen. Natürlich kenne ich auch Menschen, die einem Beruf nachgehen, den sie nicht mögen, teilweise sogar hassen. Die Gallup-Studie sagt ganz klar, dass lediglich 14% der deutschen Arbeitnehmer eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber haben. Jeder 7. Arbeitnehmer hat inzwischen innerlich gekündigt und macht nur noch Dienst nach Vorschrift. Und das zeigt deutlich, dass ohne einen inneren Antrieb keine Höchstleistung erbracht wird. So viel noch einmal zur Motivation und dem Sinn in der eigenen Arbeit. Im nächsten Abschnitt möchte ich auf den Hauptteil in diesem Beitrag eingehen.
STEHEN WIR ALS GESELLSCHAFT IN DER PFLICHT ANDERE BERUFE ANZUERKENNEN
Grundsätzlich bin ich erst einmal ein großer Freund der Eigenverantwortung. Wenn ich darauf warte, dass jemand anderes mein Leben besser macht, dann wird das nicht passieren. Und da wir aktuell einen Fachkräftemangel haben, und einen dadurch bedingten Arbeitnehmermarkt, kann so ziemlich jeder etwas an seiner beruflichen Situation verbessern, sofern er mit dieser unzufrieden ist.
Das könnte ich jetzt als Statement so stehen lassen, den Laptop zuklappen, und mich mit einem guten Freund auf einen Kaffee treffen.
Allerdings kennen wir alle die Schlagzeilen:
- Rettungskräfte attackiert
- Polizisten angegriffen
- Pflegekräfte massiv unterbesetzt und überlastet
- Ärzte kämpfen mit zu viel Bürokratie und haben zu wenig Zeit für die Patienten.
- Lehrermangel an deutschen Schulen
Diese Liste ließe sich wahrscheinlich noch Stunden und Tage so weiterführen. Und damit bin ich an dem Punkt angekommen, wo es nicht mehr nur mit der Sinnfrage funktioniert. Denn, wenn jemand einen der oben genannten Berufe ergreift, ist die Sinnfrage in den meisten Fällen beantwortet. Hier sehe ich tatsächlich uns als Gesellschaft in der Pflicht. Anerkennung, entsprechende Entlohnung, usw. Im Grunde liegt es an uns allen, ein Umfeld zu schaffen, dass es attraktiv macht, einen der oben genannten Berufe zu ergreifen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Für mich gilt definitiv, dass ich froh bin, dass die Polizei erscheint, wenn ich den Notruf wähle. Und auch, dass mir jemand zu Hilfe kommt, wenn ich einen Unfall hatte. Die medizinische Versorgung finde ich auch wirklich gut, und dass ich diesen Blogbeitrag schreiben kann, verdanke ich meiner Schulbildung.
Natürlich liegt es an den Arbeitgebern, Ihre Mitarbeiter entsprechend wertschätzend zu behandeln. Sodass sie möglichst lang ihren Beruf ausüben. Dies kommt spätestens in den sozialen Berufen uns allen zugute. Allerdings können die Arbeitgeber noch so viel Mühe und Anstrengung investieren. Wenn das gesamte äußere Umfeld ein Weiterarbeiten teilweise unmöglich macht, bringen auch die besten Benefits nichts. Wertschätzung auf der einen, und verbale oder auch echte Prügelattacken auf der anderen Seite sind keine +-0 Rechnung, wo man am Ende schaut, wie das Ergebnis wird. Das hebt sich nicht auf.
Ich bin selbst ehrenamtlich als Feuerwehrmann tätig und kenne daher den Umgang mit “Schwierigen Zeitgenossen” aus eigener Erfahrung. Ich werde jetzt keine exakten Beispiele nennen. Jedoch bin ich mir sicher, dass jeder, der diesen Beitrag liest, sofort weiß, wovon ich spreche.
Und ich sehe hier, wenn ich über Mitarbeiterbindung spreche, eine der wichtigsten Aufgaben. Ein Umfeld schaffen, in dem sich die Belegschaft wohlfühlt. Und wenn die Arbeit quasi in der Öffentlichkeit stattfindet, dann hat diese einen entscheidenden Anteil daran.
FAZIT
Ich bleibe dabei, dass die Beantwortung der Sinnfrage essenziell ist, um eine langfristige intrinsische Motivation aufrechtzuerhalten. Des Weiteren muss das Umfeld passen, und hier liegt die Verantwortung bei allen, die das Umfeld mitgestalten. Wenn es sich um Berufe handelt, die mehr oder weniger in der Öffentlichkeit ausgeübt werden, dann hat die Öffentlichkeit hier auch eine Verantwortung.