AUS DER BAHN GEWORFEN
EINLEITUNG
Das Thema, das ich heute beleuchten werde, ist sehr anspruchsvoll, weitreichend, belastend und eventuell eine wirkliche Herausforderung, an der der ein oder andere eventuell auch zerbricht. Einfach aufgrund der Tatsache, dass er oder sie dem ganzen nicht gewachsen ist. Und ich möchte direkt vorwegnehmen, dass ich keine Lösung für das Problem habe. Lediglich ein paar Ansätze, die eventuell dazu beitragen können, das Ganze etwas leichter zu machen. Es geht um Mitarbeiter in Ausnahmesituationen. Warum ich mir sicher bin, dass es in jedem Unternehmen mindestens einen Mitarbeiter gibt oder gab, auf den das ganze zutrifft, beleuchte ich in diesem Blogbeitrag.
WARUM EMOTIONALE UND PRAKTISCHE UNTERSTÜTZUNG ESSENTIELL IST
Für viele Arbeitgeber mag es auf den ersten Blick schwierig erscheinen, auf persönliche Krisen ihrer Mitarbeiter angemessen zu reagieren. Doch solche Ausnahmesituationen haben nicht nur auf das persönliche Leben der Betroffenen einen Einfluss, sondern auch auf ihre Arbeitsleistung und das Betriebsklima. Ein emotional überforderter Mitarbeiter wird kaum in der Lage sein, seine üblichen Leistungen zu erbringen. Der Weg zu einem gesunden, produktiven und motivierten Arbeitsumfeld führt über das Verständnis und die Unterstützung in schwierigen Zeiten.
Unternehmen, die in solchen Momenten präsent sind, können langfristig das Vertrauen und die Loyalität ihrer Mitarbeiter gewinnen. Zudem lässt sich auch ein positiver Einfluss auf das Betriebsklima feststellen, wenn Kollegen sehen, dass ihre Arbeitgeber nicht nur Zahlen und Ergebnisse im Blick haben, sondern auch die Menschen dahinter. Niemand möchte lediglich als Nummer betrachtet werden. Und gerade in schwierigen Situationen zeigt sich, auf Wen man sich verlassen kann.
KONKRETE MAßNAHMEN ZUR UNTERSTÜTZUNG
Flexible Arbeitsmodelle anbieten
In Krisenzeiten brauchen Mitarbeiter Flexibilität. Arbeitgeber können beispielsweise Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder eine vorübergehende Reduzierung der Stunden anbieten. Wer einen Angehörigen pflegt oder mit dem Tod eines geliebten Menschen zu kämpfen hat, kann nicht jeden Tag in der Lage sein, den üblichen 9-to-5-Rhythmus zu bewältigen. Hier zeigt sich wahre Fürsorge und Verständnis durch eine Anpassung des Arbeitsmodells an die Lebensrealität der Betroffenen.
Sonderurlaub und Freistellungen
Gerade bei schweren Schicksalsschlägen, wie dem Tod eines engen Angehörigen, ist eine sofortige Freistellung oft unabdingbar. Unternehmen sollten daher nicht nur den gesetzlich vorgeschriebenen Sonderurlaub gewähren, sondern gegebenenfalls zusätzliche Tage anbieten. Diese Zeit hilft den Mitarbeitern, sich emotional zu sammeln und den Verlust zu verarbeiten, ohne sich direkt mit beruflichen Pflichten belasten zu müssen.
Betriebliche Sozialberatung oder Coaching
Mitarbeiter in Krisensituationen brauchen oft mehr als nur zeitliche Flexibilität. Die psychische Belastung ist enorm, und viele Menschen tun sich schwer, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein guter Ansatz kann daher die Bereitstellung von betrieblicher Sozialberatung sein. Ob über externe Coaches, die mit dem Unternehmen kooperieren, oder durch eigene betriebsinterne Strukturen – die Möglichkeit, schnell und unkompliziert professionelle Hilfe zu erhalten, kann für Betroffene eine enorme Erleichterung darstellen. Wobei zu beachten gilt, dass jeder Mensch anders ist. Und somit auch anders mit solchen Situationen umgeht. Im schlimmsten Fall jemandem, die Hilfe aufzuzwingen, wird eventuell dafür sorgen, dass man das genaue Gegenteil von dem erreicht, was man sich vorgenommen hat.
Rückkehrgespräche und Wiedereingliederung
Nach einer Phase der Abwesenheit, sei es durch Krankheit, Trauer oder die Pflege eines Angehörigen, ist der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nicht immer leicht. Hier können Unternehmen mit Rückkehrgesprächen und maßgeschneiderten Wiedereingliederungsplänen helfen. Solche Gespräche bieten die Möglichkeit, offene Fragen zu klären und den Arbeitsalltag stufenweise wieder aufzunehmen, sodass sich der Mitarbeiter nicht überfordert fühlt. Gerade dadurch kann auch in entsprechender Weise berücksichtigt werden, dass das individuelle Tempo bei jedem Menschen anders ist.
Eine empathische Unternehmenskultur fördern
Empathie sollte nicht nur eine Führungskompetenz sein, sondern Teil der gesamten Unternehmenskultur. Führungskräfte können in schwierigen Zeiten eine Schlüsselrolle spielen, indem sie nicht nur organisatorische Unterstützung bieten, sondern auch ein offenes Ohr für persönliche Sorgen haben. Kollegen können ebenfalls eine wichtige Stütze sein, wenn die Unternehmenskultur auf gegenseitiger Hilfe und Verständnis basiert.
WAS UNTERNEHMEN LANGFRISTIG GEWINNEN
Unternehmen, die in schwierigen Zeiten zu ihren Mitarbeitern stehen, schaffen eine emotionale Bindung, die weit über materielle Anreize hinausgeht. Wenn Mitarbeiter spüren, dass ihr Arbeitgeber sie auch in persönlichen Krisen unterstützt, entsteht eine tiefe Loyalität. In der heutigen Arbeitswelt, in der Fachkräftemangel und der Kampf um Talente immer präsenter werden, ist diese Bindung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
Darüber hinaus sorgt eine solche Haltung für ein positives Image, das nicht nur intern, sondern auch extern wirkt. Ein Unternehmen, das für seine Menschlichkeit bekannt ist, wird auch für potenzielle Bewerber attraktiver. Schließlich suchen viele Menschen nicht nur nach einem guten Gehalt, sondern auch nach einem Arbeitsplatz, der sie als Individuum wertschätzt.
Und in Anbetracht der Tatsache, dass die oben aufgeführten Szenarien so ziemlich jeden treffen könnten, wäre es eine gute Idee, sich im Vorfeld zu überlegen, wie ein Unternehmen damit umgehen möchte. Wenn das Szenario eingetreten ist, wird es deutlich leichter, wenn man den Plan lediglich noch befolgen, und nicht erst noch schreiben muss.
FAZIT
Eine Krise kann jeden treffen – auch Ihre besten Mitarbeiter
Krisen und Schicksalsschläge gehören zum Leben dazu. Wie ein Unternehmen mit solchen Situationen umgeht, zeigt, welche Werte es wirklich vertritt. Mit Flexibilität, Verständnis und gezielten Unterstützungsmaßnahmen können Arbeitgeber nicht nur kurzfristig helfen, sondern auch langfristig profitieren. Mitarbeiter, die sich in schwierigen Zeiten auf ihr Unternehmen verlassen können, werden dieses Vertrauen zurückzahlen – sei es durch gesteigerte Loyalität, erhöhte Motivation oder eine starke emotionale Bindung an den Arbeitsplatz. Oder anders ausgedrückt, keine Bezahlung kann Menschlichkeit ersetzen.