ALLES EINE FRAGE DER LERNBEREITSCHAFT
EINLEITUNG
Selten war ein Titel für einen Blogbeitrag so falsch wie in diesem Fall. Jedoch höre ich immer wieder, dass man zur Führungskraft geboren sein muss. Warum das in meinen Augen und aus meiner Erfahrung heraus falsch ist, beleuchte ich in diesem Blogbeitrag.
SEIT DEKADEN AUF DEM HOLZWEG
Seit Dekaden werden Führungskräfte nach ihrer Fachexpertise ausgesucht. Bevor jetzt Einwände kommen, eine Führungskraft muss in meinen Augen eine Fachexpertise haben, das ist unabdingbar. Jedoch ist das Vorgehen, jemanden rein aufgrund der Expertise zum Abteilungsleiter zu befördern, längere Zeit schon obsolet. Oder besser gesagt, es sollte es sein. Denn es wird immer noch viel zu oft so gehandhabt. Spätestens wenn nach einer Beförderung andere Mitarbeiter das Unternehmen verlassen, wird es Zeit, diese Vorgehensweise infrage zu stellen.
Die reine Fachexpertise darf also nicht ausschlaggebend sein, damit jemand Führungskraft wird.
DIE INFLATIONÄR GENANNTEN SOFT SKILLS
Was benötigt es zusätzlich? Vereinfacht ausgedrückt, die inzwischen inflationär genannten Soft Skills wie Empathiefähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit.
Sofern diese Eigenschaften vorhanden sind und auch angewendet werden, ist man dem Ziel ein großes Stück näher gekommen.
Woher ich das weiß, ist relativ einfach erklärt. Auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Glück ein Konzept für Menschen ohne Ausdauer ist, habe ich in einer Sache sogar großes Glück. Ich habe aktuell Führungskräfte (Abteilungsleiter), die genau die notwendigen Eigenschaften besitzen und auch anwenden. Die es schaffen und das scheinbar mit Leichtigkeit, aus der Belegschaft der Abteilung ein Team zu kreieren. Indem sie sich auf die Stärken eines jeden Einzelnen konzentrieren und diese fördern. Die Grundsätzlich als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, wenn Probleme auftauchen. Um dann gemeinsam mit dem Mitarbeiter nach einer Lösung zu suchen und diese auch zu finden.
Die einem eben nicht das Gefühl geben, man sei der Aufgabe nicht gewachsen. Sondern die es schaffen, ein Arbeitsumfeld zu kreieren, in dem man sich einbringen und entfalten kann.
Zusammengefasst kann ich behaupten, richtig gute Führungskräfte aus eigener aktueller Erfahrung zu kennen und zu schätzen. In der Hoffnung, dass die beiden diesen Beitrag lesen. Denn ich bin mir nicht sicher, ob ihnen tatsächlich bekannt ist, welchen positiven Einfluss die beiden auf die Belegschaft haben.
Damit wäre jetzt bekannt, woher ich weiß, was eine wirklich gute Führungskraft ausmacht.
Was ich in dem Zusammenhang immer wieder höre ist die Aussage, zur Führungskraft muss man geboren sein. Dann müsste man ja auch zum Dachdecker, Piloten oder Koch geboren sein.
Eine gute Führungskraft zu sein hat nichts mit Talent oder angeborenen Fähigkeiten zu tun. Sondern einzig und allein mit der Bereitschaft, die notwendigen Dinge zu erlernen und anzuwenden.
Wobei auch hier Ausnahmen die Regel bestätigen. Natürlich gibt es Menschen, die von Anfang an eine gute Führungskraft sind. Denn diese bringen die Eigenschaften mit und wenden diese auch tagtäglich an. Auch wenn das jetzt meiner vorherigen Aussage widerspricht. An der Bereitschaft, die notwendigen Dinge anzuwenden, führt kein Weg vorbei.
EINE FRAGE DER LERNBEREITSCHAFT
Dadurch wird deutlich, dass die notwendigen Dinge erlernt werden können. Was den großen Vorteil mitbringt, dass jeder eine gute Führungskraft werden kann. Sofern die Lernbereitschaft vorhanden ist.
Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Und garantiert werden dabei auch Fehler passieren. Wobei ich persönlich jemanden mit der Bereitschaft, sich zu verbessern und dabei Fehler zu machen, sympathischer finde, als jemanden, der überzeugt ist, keine Fehler zu machen. An dieser Stelle ist es lediglich ein schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz.
Ich kann auch nicht behaupten, einen Marathon gelaufen zu sein, wenn ich erst bei KM 27 eingestiegen bin.
Wer die Erkenntnis gewonnen hat, dass sie oder er die notwendigen Dinge erlernen und anwenden möchte, ist auf dem richtigen Weg. Die Bereitschaft, sich jeden Tag zu verbessern und ehrlich gemeintes Feedback anzunehmen und umzusetzen, wird das Ziel erreichen.
Wobei sich natürlich die Frage stellt, wo ist dieses Ziel? Gibt es die perfekte Führungskraft überhaupt?
Ich denke, die Antwort lautet ja und nein.
Ja, jemand mit den entsprechenden Fähigkeiten, die Anwendung finden, ist auf einem hohen Niveau unterwegs.
Und nein, denn man kann jede Fähigkeit immer noch ein wenig verbessern. Insofern wäre die perfekte Führungskraft dann wohl ein Roboter. Und so toll und faszinierend ich moderne Technik auch finde, ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen.
DIE ANDERE SEITE DER MEDAILLE
Natürlich kenne ich auch die andere Seite. In fast 20 Jahren Berufsleben habe ich natürlich auch schlechte Erfahrungen gesammelt. Wie wahrscheinlich jeder Arbeitnehmer in Deutschland ebenfalls. Schlechte Führung, aus den unterschiedlichsten Gründen, ist leider alltäglich. Wobei ich durch meine Arbeit im Recruiting festgestellt habe, es geht teilweise noch extremer.
So manches Mal, als ich dachte, das ist jetzt das Schlimmste, was möglich ist, stellte ich kurze Zeit später fest, das war doch wieder nur Mittelmaß.
Was derzeit auch sehr beliebt ist, so berichten es mir Bewerber teilweise am laufenden Band, sind Führungskräfte ohne Führungs- und Fachexpertise. Wenn beides fehlt, frage ich mich natürlich, was diese Person in einer Führungsposition zu suchen hat. Dadurch wird maximal das Betriebsklima zerstört.
FAZIT
Gute Führung hat nichts mit Talent, zumindest in den meisten Fällen, sondern mit Bereitschaft zu tun. Mit der Bereitschaft, die notwendigen Dinge zu erlernen und anzuwenden.
Das ist nicht weniger als die Grundlage, um aus der vorhandenen Belegschaft eine intrinsisch motivierte Mannschaft zu kreieren, die gemeinsam die gesteckten Ziele erreicht.
Mit dem Wunsch, ein paar hilfreiche Impulse geliefert zu haben, verbleibe ich mit den besten Grüßen.
Ihr
Christian Milerski